Meine Damen, meine Herren,
jedes vierte Schulkind zeigt inzwischen psychische Auffälligkeiten. Bei je 2% der Schulkinder wurden demnach sogar eine Depression oder eine Angststörung festgestellt. Insgesamt seien 238.000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 17 Jahren davon betroffen, heisst es in einer Hochrechnung, die die Krankenkasse DAK anhand eigener Statistiken erstellt hat. Auch die „Welt“ berichtet darüber. Es sei alarmierend, so die DAK, es brauche dringend mehr Therapeuten, mehr ambulante Behandlungsmöglichkeiten, denn es gibt nicht genug davon. Wie auch, die Zahlen sind ja in den vergangenen Jahren explosionsartig angestiegen. Schon vor Jahren berichteten Krankenkassen in ihren Jahresberichten von den dramatischen Anstiegen von psychischen Störungen, Angstzuständen, Depressionen und auch von suizidgefährdeten Kindern. Manche Patienten sind erst 4 Jahre alt.
Was muss eigentlich passieren, dass schon Kindergartenkinder psychisch behandlungsbedürftig sind?
Interessant ist, dass bei der Ursachenforschung nirgendwo, wirklich nirgendwo, die Frage auftaucht, ob es vielleicht einen Zusammenhang gibt zwischen der massiven und immer früher einsetzenden und auch immer länger andauernden Fremdbetreuung von Kindern und ihrer psychischen Instabilität. Dabei wäre es naheliegend, genau dieser Frage nachzugehen. Denn wenn sich etwas jedenfalls dramatisch in den vergangenen 20 Jahren verändert hat, dann die Zeit, die Kinder noch in Familien verbringen dürfen, ohne ihre Tage in Ganztagsbetreuungen zu fristen. Wenn etwas sich dramatisch verändert hat, dann, dass zunehmend schon Babys ab sechs Monaten oder einem Jahr nicht selten für acht Stunden täglich in Fremdbetreuung kommen. Wenn man auch nur halbwegs ernst nimmt, was Erziehungsexperten und Hirnforscher schon lange anmahnen, dann verwundern einen die dramatischen Zahlen leider nicht.
Kinder wollen Mama und Papa, je kleiner sie sind, umso mehr. Sie wollen Sicherheit, Verlässlichkeit, Trost, Liebe, Zuneigung. Das bekommt man aber leider weder als Kassenleistung noch als Dienstleistung. Sondern in der Regel in der Familie. Schade, dass es keine Studien gibt, die den Zusammenhang zwischen Fremdbetreuung und den psychischen Langzeitschäden bei Kindern ergebnisoffen erforschen. Ich fürchte, dafür gäbe es ja auch nirgendwo Geld, denn die Ergebnisse will in der Politik niemand wissen.
Trotz all dieser traurigen Nachrichten wünsche ich Ihnen und Ihren Familien eine schöne Adventszeit. Bleiben Sie uns gewogen. Und wenn Sie unsere Arbeit mit einer Spende unterstützen wollen, damit wir weiter auf solche und andere Missstände aufmerksam machen können, dann freuen wir uns ganz besonders.
Es grüßt Sie herzlich
Ihre
Birgit Kelle
Vorsitzende von Frau2000plus e.V.